DIE AUTOSEITEN: Was zeichnet den Golf R als Jubiläumsmodell „20 Years“ aus? Was ist der Unterschied zum Basis Golf R?  

Jost: Der Golf R der aktuellen Generation verfügt über 235kW, also 320 PS. Der Golf R „20 Years“ bietet 245kW, also 333 PS, also noch mal 10 Kw, sprich 13 PS mehr. Er ist der stärkste Golf R aller Zeiten. Es ist auch der schnellste Serien-R aller Zeiten. Als Referenz kann man da immer die Rundenzeit auf der Nürburgring-Nordschleife heranziehen. Der Golf R „20 Years“ hat mit rund 7:47 Minuten eine sensationelle Rundenzeit einfahren können. Das zeigt auch, wie gut das Fahrzeug abgestimmt ist. Da sind wir echt stolz.


DIE AUTOSEITEN: Wie sehen Sie den Brand Volkswagen R in Zukunft? Stichwort E-Mobilität.

Jost: Wir sind ein Teil der Marke Volkswagen und natürlich Teil der Unternehmensstrategie Accelerate 2030. Das Prinzip ist klar, wir nehmen ein sehr gutes Grundmodell von Volkswagen und machen daraus einen echten Sportwagen. Das ist so vereinfacht gesprochen unsere Philosophie. Volkswagen hat sich für den Weg der Elektromobilität entschieden. „Way to Zero“, halte ich auch für absolut richtig. Das heißt, wir werden diesen Weg natürlich langfristig mitgehen. Wir hatten ja schon mal über das Angebotskonzept in diesem Jahrzehnt gesprochen, effiziente Verbrenner, Plug-in-Hybride und Elektro. Ich glaube, wir sind gut beraten, uns als Volkswagen erstmal noch breit aufzustellen, alles im Portfolio zu haben, was die Kunden haben möchte. Man darf nicht vergessen, dass die Märkte sich unterschiedlich schnell entwickeln, was die Transformation angeht. Auch muss die Transformation bezahlbar sein. Wir sprechen bewusst von einem „Weg“ in die Elektromobilität. Das langfristige Ziel ist aber klar: Wir werden noch vor Ende dieses Jahrzehnts bei Volkswagen R voll elektrisch sein, also eine R-Flotte anbieten, die zu hundert Prozent elektrisch fährt.

DIE AUTOSEITEN: Inwiefern hat ein Modell wie der Touareg R mit Plug-in-Hybrid seine Präsenz? Plug-in-Hybrid ist ein spezielles Thema, die einen sagen, der ist tot, die anderen sagen nein. Wie schätzen Sie dies ein?

Jost: Ich persönlich sehe Plug-in-Hybride positiv. Wenn man mal aus der Kundensicht draufschaut: die meisten Kunden fahren in der Regel am Tag 30 oder 40  Kilometer, nicht mehr. Für die meisten Kurzstrecken reicht das vollkommen. Da fährt man emissionsfrei. Wenn man eine längereStrecke fährt, dann kommt der Verbrenner zur Hilfe. Also für solche Situationen ist der Plug-in-Hybrid in meiner Wahrnehmung eine sehr gute und passende Lösung. Rein technologisch gesprochen, ist er natürlich ein Stück weit eine Kompromisslösung, vor allem bis rein elektrische Fahrzeuge über sehr lange Reichweite verfügen.  Als Übergangstechnologie halte ich die Plug-in-Hybride nach wie vor für relevant und sinnvoll.  

DIE AUTOSEITEN: Bekommt der R auch in der Modellfamilie I.D. ein Zuhause?

Jost: Grundsätzlich schauen wir immer, welche Performance-Eigenschaften uns eine Plattform bieten kann. Und wir haben den schönen Vorteil im Konzern, dass wir nicht alleine sind. Wir haben andere Performance-Marken im Konzern, wie z.B. Audi und CUPRA, mit denen wir uns abstimmen. Und die haben die gleichen Interessen wie wir, das ist schon mal eine gute Basis, weil wir uns auch Kosten in der Entwicklung der Fahrzeuge teilen können. Gleichzeitig stellen aber alle Marken sicher, dass kundenrelevante Produktausprägungen differenziert bleiben.

In der Elektromobilität wird es in Zukunft auch nicht nur um Beschleunigung von 0 auf 100 km/h gehen, sondern um viele weitere Dinge. Auch die Fahrwerksabstimmung , Längs- und Querbeschleunigung, eingängiger Sound, bessere Bremsen werden eine Rolle spielen und natürlich auch schnelles Laden. Auch das Thema Design werden wir nicht aus den Augen verlieren. Dem Kundenerlebnis „beyond the car“ wird ebenfalls eine noch wichtigere Rolle zukommen, dazugehört auch unsere R-Community, die wir zukünftig noch enger einbinden wollen.

DIE AUTOSEITEN: Jetzt ist Volkswagen R eine sehr sportliche Marke, aber leider nicht präsent im Motorsport.

Jost: Motorsport ist immer so eine Sache, da bin auch ich gespalten. Einerseits kostet es viel Geld, auf der anderen Seite macht Motorsport auch sehr viel Sinn, weil du Technologien entwickelst, ausprobierst und dann in die Serie überträgst. Wir haben ja mit dem ID.R bei Volkswagen schon gezeigt, was in Sachen Elektromobilität und Performance möglich ist.

Wir haben übrigens von der Volkswagen Motorsport zahlreiche Mitarbeiter übernommen, um uns das Know-How zu sichern. Das heißt, viele Köpfe von Volkswagen Motorsport sitzen jetzt bei Volkswagen R. Ich selber habe auch in meinem Bereich Vertrieb und Marketing einige Mitarbeiter von Volkswagen Motorsport.

Wie die Motorsportstrategie bei Volkswagen aussieht, das lese ich auch nur in der Zeitung. Aber es gibt nicht wenige, die gesagt haben, mit dem ID.R habt ihr so viele Rekorde aufgestellt; das war schon beeindruckend. Es konnten nicht alle nachvollziehen, dass trotz dieser Errungenschaften VW Motorsport geschlossen wurde.

 DIE AUTOSEITEN: Was erwarten Sie von 2023 und was kann der Kunde von der Volkswagen R erwarten?  

Jost: Wir haben für 2023 wieder einige Highlights in der Pipeline, so auch eine Weltpremiere eines sehr schönen Autos, worauf wir uns schon jetzt sehr freuen. Darüber hinaus bringen wir eine limitierte Sonderauflage mit einer knalligen Farbe auf den Markt. Das wird ein echter Eyecatcher, lassen Sie sich überraschen…