E-Autos besser als ihr Ruf
Fraunhofer-Institut will mit Vorurteilen aufräumen
Die Elektro-Autos sind offenbar besser als viele meinen. Zu diesem Ergebnis kommt zumindest eine aktuelle Studie des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung (ISI) in Karlsruhe nach Auswertung von mehr als 70 Studien und weiterer wissenschaftlicher Quellen. Danach beurteilt die große Mehrheit der Wissenschaft die Stromer insgesamt positiv.
Generell gebe es in Deutschland noch eine relativ hohe Skepsis gegenüber dem Elektro-Auto, fasst Studienautor Martin Wietschel, der am ISI die Abteilung Energietechnologien und Energiesysteme leitet, die landläufige Meinung zur Elektromobilität zusammen. Doch: „Viele Gründe dafür können wir aus wissenschaftlicher Perspektive nicht nachvollziehen“, so die Forscher. Damit entkräftet er nach wie vor vielfach geäußerte Vorurteile gegen Stromer, die eine weitere Verbreitung dieser Fahrzeuge behindern, wie Marktbeobachter monieren. So wird in der Öffentlichkeit immer noch die tatsächliche Klimafreundlichkeit von E-Autos angezweifelt; sie stehen in dem Ruf, leicht in Flammen aufzugehen und vielfach macht sich Kritik an der Reichweite der Fahrzeuge fest. Ein weiteres umstrittenes Thema im Zusammenhang mit E-Autos ist deren Wirtschaftlichkeit.

Weil in Teilen von Öffentlichkeit, Politik und Unternehmen die Nachhaltigkeit, Wirtschaftlichkeit und Praxistauglichkeit der Batterietechnologie gelegentlich noch infrage gestellt werde, haben die Forscherinnen und Forscher am Fraunhofer ISI die zentralen Fragen rund um das Thema Elektromobilität in einem Policy Brief mit dem Titel „Batterien für Elektroautos“ wissenschaftlich aufgearbeitet, wie das Institut mitteilt. In Form eines Faktenchecks bilden sie demnach den aktuellen Forschungsstand entlang der gesamten Batterie-Wertschöpfungskette ab, geben Antworten auf vierzehn wichtige Fragen rund um das Thema batteriegetriebene Pkw und zeigen Handlungsbedarf auf.
Batteriegetriebene Pkw spielten in Zukunft eine wichtige Rolle, um die jährlich steigenden CO2-Emissionen im Verkehrssektor stärker in Einklang mit den politischen Treibhausgas-Minderungszielen zu bringen, machen die Verfasser der ISI-Studie die umwelt- und klimapolitische Bedeutung der Elektromobilität deutlich. So sieht etwa das Bundes-Klimaschutzgesetz vor, dass die CO2-Emissionen bis 2030 um mindestens 65 Prozent und bis 2040 um mindestens 88 Prozent im Vergleich zu 1990 sinken müssen, damit Deutschland bis 2045 das ehrgeizige Ziel der Treibhausgasneutralität erreicht. Diese Zielvorgaben seien mit Blick auf den Verkehrssektor nur durch den Betrieb emissionsarmer und emissionsfreier Fahrzeuge realisierbar, stellen die Wissenschaftler fest.
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Zu deren Klimabilanz halten die Verfasser der Studie fest, dass bei einer ganzheitlichen Betrachtung von der Herstellung bis zur Entsorgung ein heute in Deutschland gekaufter Mittelklasse-Stromer bei durchschnittlicher Fahrleistung rund 40 bis 50 Prozent weniger Treibhausgas ausstoße als ein vergleichbarer Verbrenner. Bei den Treibhausgasemissionen gingen die Einschätzungen nicht mehr so weit auseinander wie früher, erklärt ISI-Forscher Martin Wietschel.
Gehe man vom deutschen Strom-Mix und einem Anhalten der Energiewende aus, komme man auf lange Sicht zu einem Vorteil der Stromer in der Klimabilanz, resümieren die Forscher. Die höheren Emissionen bei der Herstellung der Fahrzeuge werden demnach in der Nutzungsphase überkompensiert. Gesteuertes und bidirektionales Laden verbessere ebenfalls die Umweltbilanz der E-Pkw, heißt es weiter. Bei anderen Umweltthemen, wie der Nutzung kritischer Rohstoffe, bestünden bei E-Pkw noch Herausforderungen, konstatieren die Autoren der Untersuchung.
Und was hat sich bei der Reichweite getan, fragen die Wissenschaftler weiter. Ihre Antwort: Aktuelle E-Pkw-Topmodelle bieten eine Reichweite von mindestens 400 Kilometern. Diese Distanz empfänden viele Fahrerinnen und Fahrer als ausreichend, stellen die ISI-Forscher fest, auch weil die Ladezeiten immer kürzer ausfallen. Angesichts anvisierter Reichweiten von über 1.000 Kilometern geben die Experten allerdings zu bedenken, dass mit zunehmender Reichweite sowohl die Kosten als auch die ökologischen Folgen zunehmen.
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