Was ist aus Schumis Ex-Team geworden?

Was ist aus Schumis Ex-Team geworden?

Heute ist das F1-Team Alpine ein Übernahme-Kandidat – Der Erfolg bleibt aus

Michael Schumachers Formel 1-Karriere ist untrennbar mit dem Benetton-Team verbunden. Hierhin wechselte der Kerpener 1991 direkt nach seinem Debüt beim GP Belgien, hier feierte er 1992 seinen ersten Sieg und mit Benetton-Ford eroberte er 1994 seinen ersten WM-Titel. 30 Jahre nach diesem Titel ist das in Enstone ansässige Team noch immer in der Formel 1 aktiv: Unter dem Namen Alpine und mit immer bescheideneren Ergebnissen. Aktuell liegt Alpine in der Konstrukteurs-WM 2024 der Formel 1 auf dem 10. und damit letzten Platz.

Der legendäre türkis-blaue Benetton war das Symbol für Michael Schumachers Aufstieg zum Weltmeister 1994 und 1995. In den beiden Jahren siegte Schumi 17 Mal. Als er Ende 1995 das Benetton-Team verließ und zu Ferrari wechselte, riss die Glückssträhne des Teams:  Benetton-Teamchef Flavio Briatore verpflichtete als Nachfolger Gerhard Berger und Jean Alesi. Aber die beiden Piloten kamen mit dem Benetton nur schwer zurecht und Gerhard Berger gelang 1997 in Hockenheim der einzige Sieg der Ära nach Schumacher. Dann zerbrach das Team: Teamchef Briatore verließ Benetton, Berger trat zurück und Jean Alesi flüchtete zu Sauber. 2000 kaufte Renault das Benetton-Team und setzte Flavio Briatore wieder als Teamchef ein.

Flavio Briatore und das Schumacher-Wunder

Und Briatore gelang es, das Schumacher-Wunder für das Team zu wiederholen: 1991 hatte er Michael Schumacher entdeckt und ihm eine Chance gegeben, jetzt setzte er erneut auf einen unbekannten Nachwuchs-Mann aus Spanien: Fernando Alonso. Und Alonso lieferte genauso wie Schumacher: 2003 gewann er in Ungarn seinen ersten GP und 2005 besiegte er Michael Schumacher im WM-Kampf und krönte sich zum Weltmeister. 2006 verteidigte Alonso den Weltmeister-Titel genauso wie 1995 Schumacher. Und dann verließ er das Team und es begann der erneute Abstieg des WM-Teams aus Enstone. Ohne Alonso blieb Renault sieglos, bis Alonso überraschend 2008 zu Renault zurückkehrte, weil er sich mit McLaren überworfen hatte. In Singapur und Japan 2008 konnte der Spanier immerhin für Renault zwei Siege feiern. Beim Sieg in Singapur ging es jedoch nicht mit rechten Dingen zu: Alonsos Teamkollege Piquet-Junior baute im richtigen Moment einen Unfall uns löste eine Safety Car Phase aus. Dadurch konnte Alonso das Rennen gewinnen.

Renault verkauft an Investment-Gesellschaft Genii

Ein Jahr später gestand Piquet, dass er den Unfall provoziert hatte. Teamchef Briatore musste zurücktreten und Renault verlor die wichtigsten Sponsoren. Als Konsequenz verkaufte Renault das Team an die Investment-Gesellschaft Genii – ab 2011 wurde das Team in Lotus umbenannt. Das erfolgreichste Jahr dieser neuen Phase des Teams folgte 2012: Kimi Raikkönen fuhr den Lotus und gewann den GP Abu Dhabi. Beim Saisonauftakt 2013 gelang Kimi in Melbourne ein weiterer Sieg. Danach allerdings verlor Raikkönen das Interesse, weil er von Genii-Lotus nicht bezahlt wurde und beendete seine Saison 2013 vorzeitig.

Mit dem Abschied von Raikkönen verließ das Team das Glück: der Hybrid-Motor von Renault  war 2014 hoffnungslos unterlegen. 2016 entschied sich Renault, das immer noch am Firmensitz Enstone ansässige Team mit der großen Vergangenheit zurückzukaufen und  wieder als Renault-Werksteam einzusetzen. In den folgenden Jahren versuchten Piloten wie Nico Hülkenberg, Carlos Sainz und Daniel Ricciardo das Renault-Werksteam wieder nach oben zu bringen. Am Ende verbündete sich Renault mit seinem ehemaligen Doppel-Weltmeister Fernando Alonso, der ab 2021 zu seinem alten Heimat-Rennstall in Enstone zurückkehrte.

Aus Renault wird Alpine

Das Team wurde in Alpine – die Sportwagen-Marke des Renault Konzerns – umbenannt.  Die Alonso-Magie wirkte, denn der Spanier half beim GP Ungarn 2021 seinem jungen Teamkollegen Esteban Ocon zum Sieg und Alpine belegte in der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft Platz 5. Für 2022 blieb es bei der Fahrerkombination Alonso und Ocon. Das Team belegte Rang 4 in der Konstrukteurs-WM. Allerdings verkündete Fernando Alonso am 1. August 2022, dass er das Team in Richtung Aston-Martin verlassen würde. Für 2023 ging Alpine mit Ocon und seinem französischen Teamkollegen Pierre Gasly an den Start. Aber ohne Alonso blieben die Erfolge aus und Renault-CEO Luca De Meo trennte sich mitten in der Saison von Teamchef Szafnauer und dem technischen Direktor Pat Fry. Geholfen hat die Personal-Rochade wenig. Alpine ist zu Beginn der Saison 2024 – 30 Jahre nach dem ersten Schumi-WM-Titel von 1994 – auf dem Tiefpunkt angekommen: aktuell belegt das Team den letzten Platz in der Konstrukteurs-WM und eine Besserung scheint nicht in Sicht zu sein.  

Die Zukunft ist ungewiss

Wie soll es für Alpine weitergehen? Es ist unklar, ob Renault bereit ist, das Team weiterhin zu finanzieren und vor allem, ob Renault bereit ist, einen neuen Motor für das nächste Motoren-Reglement der F1 zu finanzieren. Das Team in Enstone wird heute auf etwa 1 Milliarde Dollar geschätzt und dieser Wert macht es Interessenten wie Andretti – der ja nach wie vor plant in die Formel 1 einzusteigen – schwierig, das Team zu übernehmen.

Die Infrastruktur in Enstone ist in den vergangenen Jahren von Renault auf den neuesten Stand gebracht worden. Ein Grund für den Abstieg des Teams ist angeblich, dass die Power-Unit in Frankreich gebaut wird und es zwischen dem englischen und französischen Standort des Teams immer wieder knirscht. Das allerdings ist eine Management-Aufgabe. Im derzeitigen Zustand ist Alpine ein Übernahme-Kandidat, Renault muss schnellsten entscheiden, ob und wie man in der Formel 1 weitermachen will.

F1-Photos by Lukas Gorys