„In der Geschichte von Renault wird 2024 ein wahnsinniges Launch-Jahr“

„In der Geschichte von Renault wird 2024 ein wahnsinniges Launch-Jahr“

Renault steht für innovative Mobilität und für ein besonderes Fahrerlebnis

Wir sprachen mit Markus Siebrecht, Vorstandsvorsitzender der Renault Deutschland AG

DIE AUTOSEITEN: Herr Siebrecht, Renault hat in Deutschland eine große Tradition. Wofür steht Renault im deutschen Markt als Automarke?

Markus Siebrecht: Sie sagen es richtig, Renault hat eine lange Historie mit Fahrzeugen, die in Deutschland einen wahnsinnigen Effekt hatten. Wenn Sie heute deutsche Autofahrer:innen fragen, kann Ihnen fast jeder zu Renault 4 oder Renault 5, um mal zwei Modelle aus der näheren Geschichte rauszugreifen, eine Geschichte erzählen. Ich würde sagen, das sind echte Ikonen. Renault steht schon immer für innovative Mobilität und für ein besonderes Fahrerlebnis.

DIE AUTOSEITEN: Wir haben eine sehr herausfordernde Zeit hinter uns, vielleicht auch noch vor uns. Wenn wir zurückblicken, wie meistert Renault die Herausforderung?

Markus Siebrecht: Renault hatte weltweit gerade im Jahr 2020 eine sehr schwierige Phase. Daraufhin rief Luca de Meo die sogenannte ‚Renaulution Strategie‘ ins Leben. Der Kern dieser Strategie war es, unser Geschäft auf Profitabilität umzumünzen, statt auf große Volumina zu setzen. 2021 habe ich den Vorstandsvorsitz für Renault in Deutschland übernommen und seither setzen wir die Renaulution Strategie lokal um. Unsere Haupt-Challenge hierbei war es, ausgetretene Pfade zu verlassen, sich neu zu erfinden und darüber nachzudenken, wie man sich zukünftig positionieren will. Damit einher ging die Neuaufstellung unseres Vorstandsteams in Deutschland, die Einführung neuer Händlerverträge und die Präsentation eines modernen und innovativen Produktportfolios.

DIE AUTOSEITEN: Wie haben Sie die Marke vorgefunden, und was war für Sie persönlich die größte Herausforderung?

Markus Siebrecht: Jede Marke hat eine andere Kultur. Ich habe zuvor schon für zwei andere Marken gearbeitet, bei denen ich jeweils 15 und 16 Jahre war. Daran können Sie sehen, dass ich kein Jobhopper bin, sondern jemand, der einen Job beginnt, um zu bleiben. Ich bin hier, um etwas zu verändern. Mein Impact wird sein, den bestmöglichen Weg für ein gesundes Geschäft zu ebnen, ausgetretene Pfade zu verlassen und das Unternehmen mithilfe eines starken Führungsteams in die Zukunft zu führen. Die ersten Ergebnisse können wir bereits sehen. Wir haben beispielsweise beim Austral, den wir 2022 eingeführt haben, durch die Neuausrichtung unserer Vertriebsstrategie bisher unbekannte Kundengruppen erreicht. Unsere Eroberungsquote lag bei 56 Prozent. Das heißt, die Händler:innen treffen heute auf viele neue Kunden:innen in ihren Autohäusern. Keiner von uns weiß genau, wie die Welt in zehn Jahren aussehen wird. Aber unsere Vision ist, dass wir in zehn Jahren immer noch einen maßgeblichen Teil zur Automobillandschaft beitragen werden.

DIE AUTOSEITEN: Heute ist die gesamte Automobilbranche im Wandel, Stichwort Elektrifizierung. Wie ist Renault zu diesem Thema im deutschen Markt aufgestellt?

Markus Siebrecht: Renault hat das Commitment gegeben, bis 2030 in Europa elektrisch unterwegs zu sein. Dieses Versprechen umfasst ein voll- und teilelektrifiziertes Angebot. Da wir aber ein weltweiter Anbieter sind, reicht das allein nicht aus. Somit werden wir zwei zusätzliche Unternehmen an den Start bringen. Zum einen das Unternehmen Ampere, das ausschließlich elektrifizierte Fahrzeuge produzieren wird. Wir glauben, dass uns dies einen großen Wettbewerbsvorteil liefern wird. Denn bei Ampere können wir zukünftig Elektroautos konzipieren und bauen, ohne auf die Gegebenheiten einer Verbrenner-Variante Rücksicht nehmen zu müssen. Wir müssen keine Kompromisse eingehen, weil man auf die gleiche Plattform oder in die gleiche Architektur noch einen Verbrenner integrieren muss. Mit der zweiten Unternehmenseinheit Horse, unserem Joint Venture mit Geely, werden wir fortschrittliche und emissionsarme Verbrennungsmotoren und Hybridantriebe bauen. Klar ist, dass es auch weiterhin rund um die Welt einen Bedarf an Verbrenner-Motoren geben wird. Für jede Region muss man den besten Use Case für den Kunden und den besten Use Case für die Umgebung berücksichtigen, denn nicht überall werden wir diesen Wandel so schnell umsetzen können wie in Europa.

DIE AUTOSEITEN: Das Dach wird weiterhin Renault bleiben. Ist das so zu verstehen, dass es zwei Unternehmen sind, die für Renault entwickeln?

Markus Siebrecht: Korrekt, das Dach wird weiterhin die Renault Group bilden und sie bleibt Anteilseigner dieser Firmen. Aber wir schließen uns auch mit Kooperationspartnern zusammen, damit diese ihre jeweiligen Expertisen in die neuen Unternehmenseinheiten einbringen können.

DIE AUTOSEITEN: Welche Modelle werden in Deutschland 2024 präsentiert? Können Sie einen Ausblick geben?

Markus Siebrecht: 2024 wird in der Geschichte von Renault ein wahnsinniges Launch-Jahr. Wir bringen insgesamt sechs neue Modelle auf den Markt. Heute kann ich bereits über den neuen Renault Rafale sprechen, ein SUV Sport Coupé mit einem 200 PS starken Vollhybrid-Motor, in seiner Spitzen-Variante sogar mit 300 PS und Allradantrieb. Ein Fahrzeug, mit dem wir sehr stark in den Flottenmarkt, in das sogenannte User-Chooser-Segment, eindringen werden. Dann folgt der rein elektrische Renault Scenic, den wir erst kürzlich auf der IAA in München vorgestellt haben. Weiterhin darf ich mit Freuden den Renault 5 ankündigen, ein klassenloses und cooles Auto, das ebenso voll elektrisch vorfahren wird und auf das bereits viele unserer Kund:Innen warten. Letztlich werden wir ein weiteres Nutzfahrzeug präsentieren, um auch das Potential in diesem Marktbereich auszuschöpfen.

DIE AUTOSEITEN: Wie schätzen Sie 2024 den deutschen Markt ein? Es stoßen immer neue Marken nach Deutschland und der Wettbewerb wird lebhafter. Wie sehen Sie die Situation für die Marke Renault?

Markus Siebrecht: Meine subjektive Einschätzung ist, dass der deutsche Automobilmarkt nächstes Jahr nicht wahnsinnig wachsen, sondern eher auf dem Niveau von 2023 bleiben wird. Der gestiegene Zins, den wir seit acht bis zehn Jahren so nicht kennen, schlägt sich auf die Kaufkraft nieder. Wir erleben eine starke Inflation und damit hohe Lebenshaltungskosten, die einen Einfluss auf die Investitionsbereitschaft der Konsument:innen haben werden. Dennoch bleibt das Auto in Deutschland ein begeisterndes und gerne genutztes Produkt.

DIE AUTOSEITEN: Wie groß schätzen Sie die Chancen des konventionellen Antriebs, der Benziner und der Diesel, für die Renault Modelle ein?

Markus Siebrecht: Wir halten uns an die von der EU definierten Richtlinien. Ich glaube aber auch, dass es bis dahin einen hohen Bedarf an Verbrennerfahrzeugen für Fahrer:innen geben wird, die aufgrund ihrer persönlichen Infrastruktur oder ihres Fahrverhaltens lieber noch nicht auf ein Elektroauto umsteigen wollen. Der Umstieg wird aber kommen. Die Frage wird sein, ob es bis dahin nicht auch verfügbare und zugelassene E-Fuels geben wird, die den Schadstoffausstoß genauso reduzieren. Deshalb ist meine Prognose, dass es in der Zukunft nur die eine Lösung geben wird. Meiner Einschätzung nach, werden wir noch relativ lange noch eine hohe Nachfrage nach Verbrennern haben und von Jahr zu Jahr immer mehr Vollhybride auf den Straßen sehen. Fahrzeuge, wie unser neuer Renault Espace mit Vollhybrid-Antrieb und über 1.000 Kilometer Reichweite, ermöglichen emmissionsarme und flexible Mobilität.