Volvo ist gut positioniert
„Schon heute ist ein Großteil unserer Modelle elektrifiziert“
Wir sprachen mit Herrik van der Gaag, Geschäftsführer der Volvo Car Germany GmbH und Dr. Steffen Freichel, Geschäftsleitung Commercial Operations Volvo Car Germany
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DIE AUTOSEITEN: Herr van der Gaag, Volvo fährt durch schwierige Zeiten auf dem deutschen Markt. Oder ist die Herausforderung nicht mehr so groß, wie sie in der Vergangenheit war?
Herrik van der Gaag: Ich denke, ohne Herausforderungen wäre es nicht wirklich spannend. Sie gehören einfach dazu und wir stellen uns ihnen gemeinsam. Insgesamt sind wir auf dem deutschen Markt sehr gut positioniert. Wir haben eine sehr gute Resonanz auf unsere Plug-in-Hybride und Elektrofahrzeuge. Unsere ambitionierten Ziele wollen wir daher auch weiter konsequent verfolgen.
DIE AUTOSEITEN: Und wir haben auch einen Umbruch hin zur Elektromobilität?
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Herrik van der Gaag: Ich würde nicht von einem Umbruch sprechen, sondern eher von einer Phase der Anpassung mit typischen Wachstumsschmerzen. Deutschland war über viele Jahre hinweg ein sehr dieselgeprägter Markt und nun findet eine deutliche Verschiebung in Richtung Elektrifizierung statt. Zwar noch nicht flächendeckend hin zum rein batterieelektrischen Fahrzeug, aber ganz klar in Richtung Plug-in-Hybride. Schon heute ist ein Großteil unserer Modelle elektrifiziert und das ist aus meiner Sicht eine wichtige Weichenstellung für eine vollelektrische Zukunft. Unser Portfolio reicht von Mild-Hybriden über Plug-in-Hybride bis hin zu vollelektrischen Modellen. Damit können wir insbesondere unsere Geschäftskunden sehr gut bedienen, da wir für unterschiedliche Anforderungen die jeweils passende Lösung anbieten.
DIE AUTOSEITEN: Herr Freichel, wie nimmt der Handel die Ziele der E-Mobilität und den Wechsel zur Elektrifizierung auf?
Steffen Freichel: Sehr gut, aber auch wenn unsere Partner unsere Elektrifizierungsstrategie vollumfänglich mitgehen, erleben wir gleichzeitig, dass der Markt für reine Elektrofahrzeuge nach wie vor herausfordernd ist. In Deutschland gibt es noch immer eine gewisse Zurückhaltung gegenüber vollelektrischen Fahrzeugen. Deshalb ist es wichtig, dass wir weiterhin ein breites Angebot bereitstellen – von Mild-Hybriden über PHEVs bis hin zu BEVs. Die Richtung ist jedoch eindeutig: Über 60 Prozent unserer Zulassungen sind heute schon elektrifiziert und das zeigt, dass wir zusammen mit unseren Händlern den Wandel aktiv gestalten.
DIE AUTOSEITEN: Einen Dieselmotor gibt es bei Volvo nicht mehr?
Steffen Freichel: Wir konzentrieren uns voll und ganz auf Plug-in-Hybride und Elektrofahrzeuge, deshalb bauen wir keine Dieselmotoren mehr.
DIE AUTOSEITEN: Gibt es hier eine Nachfragen Ihrer Kundschaft oder ist diese eher zurückhaltend?
Steffen Freichel: Die Nachfrage ist eher zurückhaltend. Häufig unterstützen wir unsere Diesel-Kunden dabei, auf Plug-in-Hybride umzusteigen, unter anderem über gezielte CRM-Kampagnen. Gemeinsam mit unseren Händlern ermöglichen wir Probefahrten, damit der Umstieg direkt erlebbar wird. Viele Kunden fahren noch einen Volvo mit Dieselmotor, aber unser Ziel ist, sie zunächst zu PHEV-Fahrern und langfristig zu vollelektrischen BEV-Kunden zu machen.

DIE AUTOSEITEN: Wie würden Sie heute die DNA der Marke Volvo definieren?
Herrik van der Gaag: Sicherheit, Umweltfreundlichkeit, Familienfreundlichkeit und gutes Aussehen/Design sind die Kernwerte von Volvo. Wenn ich es mal etwas unkonventionell ausdrücken darf: Man könnte sagen, Volvo ist der Labrador unter den Automarken.
DIE AUTOSEITEN: Eigentlich ist die DNA über Jahrzehnte gleich geblieben. Kann man das so sagen?
Herrik van der Gaag: Absolut. Seit fast 100 Jahren arbeiten wir an genau diesen Werten, und daran wird sich auch nichts ändern. Sicherheit, Familienfreundlichkeit, Design und Nachhaltigkeit prägen nach wie vor unsere Marke und das gilt natürlich auch für den deutschen Markt.
DIE AUTOSEITEN: Volvo hat eine große Modellreihe, vom Volvo EX30 bis hin zum EX90 und ES90. Wo ist Ihr Schwerpunkt in Deutschland?
Herrik van der Gaag: Der absolute Bestseller ist der Volvo XC60. Im letzten Jahr wurden davon 13.000 Fahrzeuge zugelassen. Aber auch der Volvo EX30 ist mit 9.000 Zulassungen sehr beliebt. Generell stehen die XC-Modelle im Fokus: Volvo XC60, XC90, XC40 und nun reiht sich auch der EX30 hier mit ein.
DIE AUTOSEITEN: Volvo ist sehr SUV-orientiert?
Herrik van der Gaag: Ja, das kann man so sagen. Etwa 90 Prozent unserer Modelle sind SUV. Das entspricht genau dem Wunsch der Kunden. Viele Menschen möchten höher sitzen, eine gute Übersicht haben und bequem ein- und aussteigen. Genau das bieten unsere Fahrzeuge. Unsere Modellpalette ist überschaubar. Wir haben keine Cabriolets oder Coupés.
DIE AUTOSEITEN: Die Volvo 60er und 90er gibt es als Limousine und Kombi. Laufen die im nächsten Jahr aus?
Herrik van der Gaag: Der Limousinen- und Kombi-Anteil wird jedes Jahr geringer. Wir sehen ganz klar, dass SUV deutlich gefragter sind. Deshalb konzentrieren wir uns stärker auf unsere XC-Modelle und bieten mit den EX-Modellen zusätzlich die elektrische Variante derselben Fahrzeuglinie an.
DIE AUTOSEITEN: Wie weit haben Sie Mitspracherecht oder Möglichkeiten bei der Modellpolitik für den deutschen Markt oder beziehungsweise für den europäischen Markt ja auch?
Herrik van der Gaag: Deutschland ist ein sehr wichtiger Markt für Volvo. Ein weiterer Vorteil für mich ist, dass ich sowohl Deutschland als auch die Niederlande verantworte. Diese beiden Länder haben im vergangenen Jahr zusammen etwa 90.000 Fahrzeuge verkauft und so ein Volumen hat natürlich Gewicht. Dadurch haben wir durchaus Einfluss und können Wünsche vor- und Anforderungen einbringen. Am Ende muss man aber sagen: Wir entwickeln die Fahrzeuge nicht selbst. Unsere Aufgabe ist es, sie optimal zu vermarkten.
Steffen Freichel: Unsere Stimme wird in Schweden durchaus gehört. Das kann man auch mal selbstbewusst so sagen.

DIE AUTOSEITEN: Herr Freichel, was hat Sie eigentlich bewegt in die Automobilbranche zu wechseln? Sie waren zuletzt bei Miele, davor bei Villeroy & Boch. Zwei ganz andere Branchen.
Steffen Freichel: Für mich war entscheidend, dass Volvo eine Premiummarke ist, denn mir macht es Spaß, für eine hochwertige Marke zu arbeiten. Was mich zusätzlich überzeugt hat, war die klare und konsequente Strategie des Unternehmens: Bis 2030 sollen 90 bis 100 Prozent aller Verkäufe Fahrzeuge mit Ladekabel sein – also reine Elektroautos oder Plug-in-Hybride. Das fand ich sehr überzeugend und zukunftsorientiert. Spannend ist außerdem unser etabliertes Händlernetz, mit dem wir zusammenarbeiten. Gemeinsam stellen wir hohe Qualität sicher und treiben die Weiterentwicklung voran. Gleichzeitig bewegt sich Volvo stark in Richtung Omni-Channel, also einer intelligenten Verzahnung von Online- und Offline-Vertrieb. Dadurch ergeben sich viele attraktive Gestaltungsmöglichkeiten. Kurz gesagt: Die Premiummarke, die klare strategische Ausrichtung und die Chance, in der Zusammenarbeit zwischen Hersteller und Handel wirklich etwas zu gestalten, waren die drei Gründe, die mich vor über zwei Jahren zu Volvo geführt haben.
DIE AUTOSEITEN: Hier ist es vielleicht auch von Vorteil, wenn man nicht so den Fokus auf das Auto hat, sondern auch die Dienstleistungen um das Auto herum?
Steffen Freichel:Ja, das ist absolut richtig. Man merkt es wahrscheinlich auch daran, dass ich weniger über einzelne Modelle spreche, obwohl ich dazu natürlich viel sagen könnte. Mein Fokus liegt aber auf der Handelsstruktur, auf der Qualität unserer Prozesse und darauf, wie der Kunde den gesamten Weg erlebt: vom ersten Interesse bis zum Kauf und darüber hinaus.
Ich bin überzeugt, dass wir in diesen Bereichen in den letzten Jahren echte Fortschritte gemacht haben. Wir sind gut unterwegs, und das bestätigt mir, dass die Gründe, aus denen ich zu Volvo gekommen bin, weiterhin gültig sind.
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