Vom Automobilhersteller zum Mobilitätsanbieter

Vom Automobilhersteller zum Mobilitätsanbieter

Wir sprachen mit Steffen Cost, Geschäftsführer der Kia Deutschland GmbH

Die AUTOSEITEN:

Herr Cost, in der Autobranche ist der Wandel nicht aufzuhalten. Stichwort: Elektrifizierung und Digitalisierung, das sind die Themen der Zukunft. Wie bereitet sich die Marke Kia vor?

Steffen Cost:

Neben der Antriebstechnologie ändert sich auch das Mobilitätsverhalten der Kunden. Immer mehr Menschen tendieren dazu, Mobilität zu kaufen – und zwar nicht in Form eines Neuwagens, sondern durch die flexible Nutzung innovativer Angebote wie Carsharing, Fahrzeugabos oder ähnliches. Mit unserer Langfrist-Strategie „Plan S“ sind wir auf diesen Wandel vorbereitet. Das S steht für Shift oder Wechsel vom Automobilhersteller zum Mobilitätsanbieter. Der steht auf zwei Säulen. Zum einen wollen wir unsere führende Rolle bei den alternativen Antrieben weiter ausbauen. Zum anderen wollen wir den Kunden Mobilitätsangebote machen, die zu ihrem individuellen Bedarf passen. Der Veränderung tragen wir übrigens auch im Namen Rechnung. Wir heißen nicht mehr Kia Motors. Wir sind Kia.

Die AUTOSEITEN:

Werden in Zukunft neue Autos nur noch online gekauft? Ist der klassische Händler ein Auslaufmodell?

Steffen Cost:

Nein, keineswegs. Der Online-Vertrieb wird kommen, nimmt aber aktuell noch keinen großen Anteil am Absatz ein. Um frühzeitig Erfahrungen zu sammeln, haben wir eine Online-Vertriebsstrecke und einen Online-Showroom aufgebaut. Gerade im Bereich der alternativen Antriebe können wir all jenen, die an dieser Technik interessiert sind, eine besonders ausführliche Beratungsqualität liefern – und zwar auch in Zeiten von pandemiebedingt geschlossenen Schauräumen.

Die AUTOSEITEN:

Wie elektrisch werden in Zukunft die Kia-Modelle für den deutschen Markt sein?

Steffen Cost:

Wir gehen derzeit davon aus, dass der Anteil vollelektrischer Modelle an unseren Gesamtzulassungen in Deutschland bis 2025 bei 25 bis 30 Prozent liegen wird.

DIE AUTOSEITEN im Gespräch mit Steffen Cost, Geschäftsführer der Kia Deutschland GmbH
Die AUTOSEITEN:

Mit der Antriebstechnik Plug-in Hybrid bietet auch Kia diese effiziente Technik hin zum rein elektrischen Fahren. Sehen Sie, dass dieses Angebot innerhalb der Modellpalette erweitert werden kann?

Steffen Cost:

Mit dem Sorento Plug-in Hybrid haben wir unsere Palette um ein wichtiges Modell ergänzt. Weitere werden folgen. Denn als Brückentechnologie spielt der Plug-in Hybrid bei der Senkung der CO2-Emissionen eine wesentliche Rolle. Aktuell können unsere Kunden zwischen vier „Teilzeitstromern“ wählen: den Crossovern Niro und XCeed, dem geräumigen Kombi Ceed Sportswagon und dem als Fünf- oder Siebensitzer erhältlichen Sorento.

Die AUTOSEITEN:

Drängt mit der Elektrifizierung der Kia-Modelle der klassische Benziner und Diesel immer mehr in den Hintergrund?

Steffen Cost:

Wir entwickeln Verbrennungsmotoren weiter und werden auch den Diesel nicht frühzeitig aufgeben. Mit dem wachsenden Anteil batterieelektrischer Fahrzeuge verlieren Benziner und Diesel zwar an Bedeutung. Aber man darf eines nicht vergessen: Auch unter der Haube von Hybrid- oder Plug-in-Hybrid-Fahrzeugen arbeitet immer auch ein Verbrenner.

Die AUTOSEITEN:

Wie nehmen Ihre Kunden die Elektrifizierung an? Wie hoch ist der Anteil der Benziner und Diesel bei Ihren Modellen?

Steffen Cost:

Dank unserer innovativen Modellpalette entfiel ein überdurchschnittlicher Anteil der Verkäufe auf elektrifizierte Fahrzeuge. 31,3 Prozent der in Deutschland im ersten Quartal zugelassenen Kia-Fahrzeuge hatten einen Stecker, im Gesamtmarkt lag der Anteil lediglich bei 21,7 Prozent. Besonders freut es mich, dass wir auf diesem Weg sehr viele neue Kunden für die Marke Kia begeistern konnten und können.

Die AUTOSEITEN:

Die Corona-Pandemie hatte 2020 den Automobil-Handel fest im Griff. Auch heute ist dies noch nicht überstanden. Wie ist Kia Deutschland durch die Krise gefahren?

Steffen Cost:

Kia hat sich 2020 im rückläufigen deutschen Automobilmarkt deutlich besser behauptet als die meisten anderen Hersteller. Während der Gesamtmarkt um 19,1 Prozent einbrach, ging unser Absatz nur um 7,6 Prozent zurück. Mit insgesamt 64.296 Neuzulassungen konnten wir unseren Marktanteil von 1,9 auf 2,2 Prozent ausbauen. Dazu hat unsere breite Elektropalette entscheidend beigetragen.