„Der Bulli ist unsere DNA“

„Der Bulli ist unsere DNA“

Volkswagen Nutzfahrzeuge bietet seit 75 Jahren eine Ikone für Gewerbe- und Freizeit-Mobilität

Wir sprachen mit Dr. Lars Krause, Mitglied des Markenvorstands Volkswagen Nutzfahrzeuge für Vertrieb, Marketing und Aftersales

DIE AUTOSEITEN: 75 Jahre Bulli, ist dies ein Mega-Jubiläum für Volkswagen Nutzfahrzeuge?

Dr. Lars Krause: Ja, das ist für uns das absolute Highlight dieses Jahr. Für mich ist der Bulli die automobile Ikone. Das kann man wirklich so sagen. Der Bulli begeistert wie kaum ein anderes Auto seit Jahrzehnten Menschen, verbindet sie und treibt sie inspirativ voran. Das ist eine unglaublich spannende Geschichte. Und das Besondere am Bulli ist, nicht nur, dass es eine Geschichte des Autos ist, sondern der vielen Anwendungsfälle. Das heißt, unsere Kunden nutzen ihren Bulli auf ganz vielfältige Art und Weise und schreiben eigentlich die Geschichte mit ihren Anwendungsfällen, Neudeutsch Use-Cases. Sie bringen dieses Auto zum Leben. Und das macht den Bulli so spannend.

DIE AUTOSEITEN: Tradition ist für eine Marke sehr wichtig. Wie wichtig für VW-Nutzfahrzeuge?

Dr. Lars Krause: Der Bulli ist unsere DNA. Er ist der Startpunkt der gesamten Marke und steht auch jetzt noch im Zentrum unserer Marke. Auch wenn jetzt schon viele andere Produkte hinzugekommen sind, die ihre eigene Geschichte geschrieben haben. Ein Beispiel ist für mich der Caddy, der sich einer großen Beliebtheit erfreut und unglaublich viele Menschen begeistert. Aber die Kern-DNA der Marke ist und bleibt der Bulli, der seit 75 Jahren die Ikone für Gewerbe- und Freizeit-Mobilität ist. Diese einzigartige Erfolgsgeschichte schreiben wir fort.

DIE AUTOSEITEN im Gespräch mit Dr. Lars Krause, Mitglied des Markenvorstands Volkswagen Nutzfahrzeuge

DIE AUTOSEITEN: Wie feiert das Unternehmen das Jubiläum in diesem Jahr? Es ist am 8. März 2025 gestartet.  

Dr. Lars Krause: Genau, wir haben mit dem Start der Jubiläumsfeier genau dort begonnen, wo auch der erste Bulli vom Band gerollt ist, nämlich hier in Wolfsburg. Das war der Beginn vieler Aktivitäten an unseren Standorten, in Deutschland aber auch international. Überall auf der Welt wird der Bulli mit Festivals und besonderen Aktionen gefeiert, wie zum Bespiel Salzburg oder in Spanien und Tschechien. Den internationalen VW Bus Day am 2. Juni begehen wir natürlich auch. Darüber hinaus haben wir an unserem Standort in Hannover, wo wir den ID. Buzz und den Multivan bauen, eine tolle Ausstellung für unsere Mitarbeitenden. Das Jubiläum wird noch das ganze Jahr gefeiert werden, so ist zum Beispiel die Sonderausstellung zu 75 Jahre Bulli hier im Zeithaus in der Autostadt bis Ende November zu sehen.

DIE AUTOSEITEN: Jetzt ist die Moderne ja mittlerweile eingetroffen, auch beim Bulli. Es gibt den ID. Buzz. Wie nehmen Ihre Kunden die Moderne der traditionellen Bulli-Modelle auf?

Dr. Lars Krause: Der ID. Buzz ist in allen Märkten in Europa Marktführer in seinem Segment und das zeigt den enormen Erfolg des Autos. Er treibt auch die Transformation im Bereich der leichten Nutzfahrzeuge in Richtung Elektromobilität voran. Der ID. Buzz ist für mich ein Stück weit die Speerspitze der Transformation in diesem Segment der leichten Nutzfahrzeuge. Ein Beispiel ist Norwegen, wo quasi jedes zweite Auto in diesem Segment ein Bulli ist. Und das zeigt, dass der ID. Buzz genau den Nerv trifft. Und insofern ist das für uns ein ganz wichtiger Teil unseres Portfolios.

75 Jahre Bulli: Sonderausstellung in der Autostadt Wolfsburg

DIE AUTOSEITEN: Inwiefern ist der konventionelle Antrieb in dem Portfolio wichtig? Ist der noch gefragt?

Dr. Lars Krause: Ja, absolut. Wir haben in Europa einen Elektroanteil, von deutlich unter 20 Prozent im leichten Nutzfahrzeugsegment. Insofern wird der Markt aktuell noch von Hybriden und auch Verbrennern dominiert. Wichtig ist für uns, dass wir den Kunden auch genau das zur Verfügung stellen, was sie brauchen, um ihr Geschäft zu betreiben. Und das sind eben vielfach noch Verbrenner. Wir befinden uns mitten in der Transformation hin zur Elektromobilität. Wir haben auf der einen Seite Verbrenner und auf der anderen Seite vollelektrische Fahrzeuge wie den ID. Buzz oder unseren neuen Transporter. Dazwischen haben wir die Hybriden, die den Übergang darstellen – und das auch sehr erfolgreich. Drei Beispiele: wir haben jetzt neu den Plug-in-Hybrid im Caddy mit über 100 Kilometer Reichweite. Ein sehr spannendes Produkt, denn es verbindet die Stärke der Elektromobilität mit der von Verbrennern. Dann haben wir den neuen Multivan Plug-in-Hybrid, in der zweiten Generation, mit Allradantrieb – und einer Reichweite von über 90 Kilometern. Dieser Antrieb ist übrigens auch im neuen California erhältlich. Das heißt, man kann dann rein elektrisch und geräuschlos auf den Campingplatz fahren. Darüber hinaus werden wir ab 2026 auch den Plug-in-Hybrid im neuen Transporter anbieten.

DIE AUTOSEITEN: Neuer Transporter ist das Stichwort. Sie haben ein sehr breites Angebot. Einerseits für den privaten Kunden, andererseits aber auch für den gewerblichen Kunden. Wo ist da die Hauptgewichtung aus Ihrer Sicht?

Dr. Lars Krause: Uns ist immer wichtig, dass wir alle unsere Kunden bedienen und für jeden das passgenaue Angebot haben. Das heißt Gewerbekunden auf der einen Seite, genau wie Sie es sagen, mit dem New Transporter, aber auch mit dem ID. Buzz Cargo. Natürlich auch mit dem Caddy, dem Amarok und dem Crafter. Und wir haben die Freizeitkunden, die bedienen wir mit dem Multivan, dem California, dem Caddy und auch mit dem ID. Buzz. Ein Stück weit auch mit der Caravelle, je nach Anwendungsfall. Die VWN-Modellpalette ist komplett aktualisiert. Damit haben wir das beste und breiteste Angebot in unserer Geschichte und können jedem Kunden das richtige Fahrzeug für seine individuellen Bedürfnisse anbieten. Der Bulli ist seit 75 Jahren die Ikone für Gewerbe- und Freizeit-Mobilität, bediente also schon immer beide Zielgruppen. Diese einzigartige Erfolgsgeschichte schreiben wir mit unseren aktuellen und zukünftigen Fahrzeugen fort. Apropos Zukunft: Unser ID. Buzz ist als autonom fahrender Personentransport bereits im Einsatz.

DIE AUTOSEITEN: Wo wird er schon gefahren und getestet?

Dr. Lars Krause: Wir testen momentan in Hamburg, in München und in Austin sehr intensiv mit über 100 Fahrzeugen. Den ersten kommerziellen Einsatz planen wir in Hamburg mit MOIA in 2027. Das war immer unser Plan und den verfolgen wir auch mit Nachdruck. Und wollen einen echten Shuttle-Service für Endkunden anbieten, die diese Fahrzeuge rufen können und dann wie ein Taxi in der Stadt nutzen.

DIE AUTOSEITEN: Da schließt sich ja der Kreis zwischen der Tradition „75 Jahre Bulli“ und der Moderne, autonomes Fahren…

Dr. Lars Krause: Absolut und das zeigt auch die Vielseitigkeit des Autos. Der Bulli transportiert vor allem eins, nämlich unendliche Möglichkeiten. Er bietet Raum für viele unterschiedliche Anwendungen. Und da ist natürlich ein Shuttle-Betrieb auch autonom ein fantastisches Beispiel für die Einsetzbarkeit des Bullis.

Der erste Camping-Bulli von Volkswagen Nutzfahrzeuge

DIE AUTOSEITEN: Den Bulli gibt es auch als California. Und neu gibt es die Marke California. Was verbirgt sich dahinter?

Dr. Lars Krause: Der California steht für ein besonderes Lebensgefühl seit mehreren Jahrzehnten. Und da ist es ein ganz logischer Schritt zu sagen, das ist nicht nur ein Fahrzeugmodell, sondern das ist viel mehr. Das ist für uns ein ganzes Universum von Diensten, die wir unseren Kunden bereitstellen. Neben dem Fahrzeug nämlich auch die Möglichkeit, Accessoires und Zubehör, die man zum Camping braucht, direkt über die California App zu bestellen. Auch über die App verfügbar sind Stellplätze, die man in der App suchen und direkt buchen kann. Wir wollen unseren Kunden ein optimales Erlebnis bieten. Und das machen wir mit unserem California-Angebot. Und da ist es dann ganz logisch, dass wir sagen, das ist nicht nur ein Fahrzeugmodell oder eine Modellbezeichnung, sondern das ist für uns eine Marke, ein ganzes Lebensgefühl.

DIE AUTOSEITEN: Dann gibt es ein besonderes Beispiel, California, dass man mit dem California zum Hotel fahren kann, beispielsweise in Wolfsburg. Wie kam es zu dieser Idee? Also, es ist ja wirklich sehr speziell.

Dr. Lars Krause: Der California verbindet die Möglichkeit, sich sehr individuell zu bewegen, aber durchaus auch den Anspruch eines echten Erlebnisses, wenn man übernachten möchte oder auch seinen Urlaub verbringen möchte. Diese zwei Dinge verbinden wir. Wir verbinden die Attraktivität der Autostadt in Wolfsburg, sowie die Attraktivität des Ritz-Carlton, mit unserem California. Wir bieten eine exklusive Stellfläche für unsere Kunden. Sie können im California übernachten, können aber gleichzeitig auch die Facilities, die Dienste, den Wellnessbereich, das Frühstück, die Restaurants des Hotels Ritz-Carlton nutzen. Und ich glaube, das ist eine ganz, ganz tolle Verbindung und wird unglaublich gut angenommen.

Der neue Transporter

DIE AUTOSEITEN: Was wird die Kunden noch in Zukunft erwarten? Sie sprachen eben einige Beispiele schon an. Ist da jetzt die Modellrange damit jetzt abgeschlossen oder haben Sie noch was in der Hinterhand?

Dr. Lars Krause: Wir erneuern unsere Modellpalette natürlich kontinuierlich. Der nächste große Schritt, was die Fahrzeugmodelle betrifft, ist die sogenannte Space-Familie. Mit der SPACE Fahrzeugfamilie stärken wir unsere Nutzfahrzeugkompetenz und sichern diese weit in das kommende Jahrzehnt ab.
Das zweite, und das ist uns aber genauso wichtig, ist das Thema Vernetzung. Wir sehen die Zukunft nicht nur in den Modellen selber, sondern in der Vernetzung der Fahrzeuge in einem Ökosystem für Wartung, Ortung, Elektrifizierung und datengetriebene Optimierung. Gewerbekunden, Nutzfahrzeuge, Servicepartner und Fahrer werden optimal verknüpft. Wir bieten damit unter anderem zusätzliche Services wie Predictive Maintenance an. Also wir wissen schon, wann das Auto in die Wartung muss und buchen dann schon den Termin oder bieten einen Termin unseren Kunden an. Wir können auch direkt feststellen, per Ferndiagnose, was mit dem Auto passiert. Wir können das Auto updaten. Und wir können zum Beispiel zusätzliche Produkte oder Dienste den Kunden anbieten, weil wir natürlich auch verstehen, wie er das Fahrzeug nutzt.