Ist das die Zukunft der Formel 1?

Ist das die Zukunft der Formel 1?

Der neueste Grand Prix der Formel 1 in den USA wurde mit Spannung erwartet: Rund um das Hard Rock Stadium der Dolphins errichtete der Veranstalter im Norden von Miami eine Art Disneyland mit einer künstlicher Marina – das Wasser für die dort ausgestellten Luxus-Boote war auf Holz gemalt, einem künstlichen Strand und jeder Menge Ausstellungsflächen für Sponsoren. Innerhalb von wenigen Stunden waren im Herbst 2021 alle 80.000 Tickets für das erste F1-Rennen in Miami verkauft, was bei Eintrittspreisen ab 600 Dollar für einen Platz am Zaun, etwa 3000 Dollar für Tribünenplätze und 12.000 Dollar für den Paddock Club schon erstaunlich war.

Formel 1 in Miami, das löste eine unglaubliche Begeisterung in Florida und anderen Teilen der USA aus. Verantwortlich für diesen Boom der F1 in USA ist angeblich und wahrscheinlich auch die Netflix-Serie „Drive to Survive“, die seit drei Jahren aus der realen Formel 1 einen ulkigen, aber kultigen Zusammenschnitt fabriziert, der wohl vor allem junge Leute für die Formel 1 begeistert. Insofern machen die Eigentümer der Formel 1 einen richtig guten Job, denn ihre Aufgabe ist es, neue Märkte, neue Fangruppen zu erschließen und das Business-Modell „Formel 1“ wachsen zu lassen.

Junges Publikum ist begeistert

Genau dafür stand das Formel 1 Event in Miami. Eine scheinbar gutbetuchte Schickeria mit Taschen voller Geld strömte mit prestigeträchtigen Autos in das Gelände rund um das Hard Rock Stadium. Ein junges Publikum, das wirklich alles dafür tat, um an diesem Wochenende eine attraktive Zeit zu haben. Sie schrien ekstatisch, wenn ein F1-Rennwagen an ihnen vorbeiraste, sie jubelten am Paddock Eingang, sie standen sich als VIP-Gäste gegenseitig im Paddock auf den Füßen und irritierten mit ihrer amerikanischen Euphorie die regulären „Bewohner“ des Fahrerlagers.

Die F1-Eigentümer Liberty Media haben schon vor längerer Zeit den Plan ausgerufen, jeden Grand Prix zu einem Superbowl-Festival zu machen.  Das Hard Rock Stadium der Dolphins kam dem Superbowl schon relativ nah und die amerikanischen Besucher fühlten sich an der neuen Rennstrecke gut unterhalten. US-Footballer, Basketballer, Sportler, Sänger und viele VIPs, mit denen die europäisch geprägte Formel 1 wenig anfangen konnte, patrouillierten in der Startaufstellung. Während der Siegerehrung wurden Tonnen von Papierschlangen über Verstappen, Leclerc und Sainz abgefeuert und die legendären US-Motorrad-Cops eskortierten fast alle F1-Fahrer am Abend aus dem Streckengelände.

FIA Präsident Mohamed Ben Sulayem und Michael Andretti (links), der ein F1-Team gründen will
Ralf Schumacher und Mick, Sohn von Bruder Michael

Das F1-Rennen tritt in den Hintergrund

Insofern war es ein tolles und gelungenes Debüt für den Miami Grand Prix. Und trotzdem: Mit einem normalen Rennwochenende auf einer neuen Strecke hat das Spektakel wenig zu tun gehabt. Das sportliche Geschehen rückte fast in den Hintergrund. Hier ging es um die Show, den Hype, die guten Vibes und das Erlebnis – wohl nicht so sehr um das Rennen.

Man kann auch so ein Formel 1 Event veranstalten und es hat auch einen Platz im F1-Kalender – wenn die Kritik der Piloten an der Strecke und am Asphalt für das nächste Jahr ernst genommen wird, aber Miami sollte kein F1-Modell für zukünftige neue Rennen sein. Genau das ist jedoch zu befürchten, denn schon im November 2023 findet in Las Vegas eine erweiterte Version von „F1 in Miami“ statt. Wenn man Las Vegas kennt, ist zu befürchten, dass die Formel 1 in Las Vegas den Schieberegler noch weiter von „Rennen“ auf „Show-Event“ schieben wird und sich dann der Wunsch, die F1 zu einer Serie von Superbowl-Events aufzublasen, ein Stück weiter erfüllt.

Paris Hilton hatte sichtlich Spaß in Miami
Michael Douglas mit Pole Position Gewinner Charles Leclerc

Bei derzeit 23 geplanten Saisonrennen und weiteren Expansionswünschen – Mercedes-Teamchef Toto Wolff wünscht sich zukünftig mindestens zwei Rennen in China – besteht das Risiko, dass die F1-WM bald aus 30 Rennen besteht oder das vielleicht traditionelle Grand Prix aus dem Kalender fliegen. Rennen in Belgien, Monaco, Ungarn oder Italien sind finanziell lange nicht so gut aufgestellt wie die Veranstaltungen im Mittleren Osten oder die neuen Superbowl-Rennen in den USA. Insofern wird die F1 bald vor der Frage stehen, welchen Weg sie in der Zukunft einschlagen möchte. Und die Antwort scheint eigentlich schon jetzt klar: Sie wird den Weg des Geldes gehen.