Toyota hat einen strategischen Vorteil

Toyota hat einen strategischen Vorteil

„Der Kunde hat die Wahl zwischen einem Hybridantrieb, Plug-in oder vollelektrischen Fahrzeug“

Wir sprachen mit Mario Köhler, Präsident und CEO Toyota Deutschland GmbH

DIE AUTOSEITEN: Herr Köhler, Toyota war Vorreiter des Hybridantriebs. Ist dies heute für Sie ein Vorteil?

Mario Köhler: Also inhaltlich absolut; Die Erfahrungswerte, die wir jetzt über 20 Jahre hinweg im Bereich Batterietechnologie gesammelt haben, uns letztendlich keiner nimmt. Und was für uns auch ein Riesenvorteil ist: wir möchten ja auch emissionsfreiere Mobilität anbieten. Und Hybrid war ein Riesenbaustein dafür, das möglich zu machen. Wenn wir heute sehen, wie unsere Flottenverbräuche sich durch das Thema Hybridisierung verbessert haben, ist dies ein Riesenschritt, den wir geleistet haben. Und ich bin überzeugt, dass wir als Konzern da schon ein Alleinstellungsmerkmal haben, von dem wir perspektivisch sehr profitieren können.

DIE AUTOSEITEN: Von welcher Zeitspanne sprechen wir hier? Um dies noch mal vor Augen zu führen. Wann kam der erste Hybrid von Toyota auf den Markt?

Mario Köhler: Ende der Neunzigerjahre kam der Prius mit einem für die damalige Zeit sicherlich bewundernswerten Design. Für uns wurde nichts weniger als eine Revolution losgetreten. Wenn Sie sich vor Augen führen, dass heute mittlerweile in Deutschland fast 75 bis 80 Prozent der Fahrzeuge von uns Hybridantrieb haben: früher ein Alleinstellungsmerkmal, heute ist es für uns eine ganz normale Standardtechnik geworden. Und das Schöne ist, wir sehen auch, dass die Kunden das sehr früh akzeptiert haben und dass wir eine extrem hohe Kundenbindung durch das Thema Hybridantrieb gewonnen haben. Und das ist natürlich, was eine Marke wie Toyota, auch nochmal stark macht.

DIE AUTOSEITEN: Inwiefern ist die Elektrifizierung für die Marke Toyota auf dem deutschen Markt vorangetrieben?

Mario Köhler: Wir können genau die Technologie anbieten, um das Thema Elektromobilität auch in die Kundenköpfe zu bringen. Deutschland hat sicherlich eine gewisse Reisegeschwindigkeit im Bereich E-Mobilität. Wir haben dies vor kurzer Zeit durch das Thema Förderungsumgebung erlebt, das war ein richtiger Hype. Dann gab es 2023 diesen Förderstopp, was das Thema fast zum Erliegen gebracht hat. Wir haben dadurch natürlich auch eine gewisse Veränderung gesehen. Und ich glaube, dass wir jetzt mit dem Elektroportfolio, das wir jetzt mit dem Urban Cruiser, dem neuen Toyota C-HR+, und auch mit dem bZ4X in einer neuen Generation anbieten, genau zum richtigen Zeitpunkt kommen. Und Zeitpunkt heißt, die richtige Reife der Technik und vor allen Dingen auch in den richtigen Segmenten. Also von daher sind wir, Stand heute, sehr gut aufgestellt und sehr zufrieden mit dem Zeitpunkt. Der wichtige Punkt ist aber auch, dass wir diese Modelle immer als Ergänzung zum bestehenden Portfolio bringen. Der Kunde hat immer noch die Wahl zwischen einem Hybridantrieb, einem Plug-in oder einem vollelektrischen Fahrzeug.

DIE AUTOSEITEN: Sie wollen den Kunden nicht zwingen, ein Elektrofahrzeug zu kaufen. Sie haben eine Bandbreite von verschiedenen Antriebsmöglichkeiten. Spielt der klassische Benziner und Diesel auch noch eine Rolle?

Mario Köhler: Ich bin der Meinung, einem Kunden was vorzuschreiben, ist nie ein guter Ratgeber. Natürlich werden wir auch weiterhin Verbrenner im Nutzfahrzeugbereich anbieten. Gerade bei den mittleren und großen Kastenwagen braucht man immer einen vernünftigen Dieselantrieb und natürlich ein vernünftiges batterieelektrisches Modell. Und ich glaube, das hier auch wieder wichtig ist, dass der Kunde die Auswahl hat. Das Thema Hybrid vereint noch mal genau die Technologie aus einem batterieelektrischen Fahrzeug und Verbrennerfahrzeug. Aber reine Verbrenner werden perspektivisch natürlich an Bedeutung verlieren. So ehrlich muss man auch sein.  

DIE AUTOSEITEN: Herr Köhler, fahren Sie persönlich gerne noch Verbrenner oder greifen Sie lieber zum reinen elektrifizierten Toyota-Modell?

Mario Köhler: Ich selber fahre einen Plug-in und meine Frau fährt ein voll elektrisches Fahrzeug. Und ich muss auch offen sagen, wenn es das Wetter hergibt, so wie heute, und ich die Chance habe mal eine Supra zu fahren, dann gönne ich mir auch mal eine Supra.

DIE AUTOSEITEN: Wie sieht Ihre Modellpolitik für den deutschen Markt zukünftig aus? Wo geht die Reise hin für Toyota in Deutschland? Bringen Sie 2026 weitere vollelektrifizierte Modelle?

Mario Köhler: Wir sind als Marke und Importeur in Deutschland der Hersteller mit dem größten Produktportfolio. Wir bieten wirklich fast in allen Segmenten ein super Angebot an, das heißt, vom kleinsten A-Segment bis hoch zum E-SUV-Subsegment haben wir alles abgebildet – das gilt für Pkws wie für Nutzfahrzeuge. Und klar ist auch, dass wir jetzt eine sehr starke Offensive im Bereich batterieelektrische Fahrzeuge haben – 6 Modelle innerhalb der nächsten 12 bis 18 Monate. Aber wir werden auch beispielsweise im Q1 2026 den neuen Toyota RAV4 bringen. Den RAV4 gibt es dann wieder als Hybrid und als Plug-in. Also auch eine Ikone für uns als Marke.

DIE AUTOSEITEN: Hat der klassische Händler bei Ihnen weiter eine Chance? Oder geht es mehr in Richtung der Digitalisierung?

Mario Köhler: Ich glaube sogar, dass bei uns, bei Toyota der Händler ein Erfolgsfaktor ist, weil wir nur mit einem erfolgreichen, motivierten Händler vor Ort die Marke weiter nach vorne bringen. Hier ist eine menschliche Beziehung, eine Händlerbeziehung, wichtig. Und diese Beziehung, diese Emotionen kann man nicht digitalisieren. Man kann Prozesse digitalisieren, vielleicht auch die Abwicklung digitalisieren. Aber der Händler vor Ort, der motiviert die Marke vertritt, einen riesigen Unterschied macht – auch gegenüber den Wettbewerbern, die den deutschen Markt neu betreten werden. Und ich bin überzeugt, dass wir da einen Riesenvorteil haben werden.