„Wir sind sehr gut aufgestellt“

„Wir sind sehr gut aufgestellt“

Für Volkswagen Nutzfahrzeuge ist der ID. Buzz der große Meilenstein in Richtung Elektromobilität

Wir sprachen mit Dr. Lars Krause, Mitglied des Markenvorstands Volkswagen Nutzfahrzeuge für Vertrieb und Marketing

DIE AUTOSEITEN: Herr Dr. Krause, das Unternehmen Volkswagen Nutzfahrzeuge ist mehr als ein Unternehmen, das nur Autos verkauft. Es wird in Zukunft ein Mobilitätsanbieter sein….

Dr. Lars Krause: Ja, unsere Markenstrategie fußt auf drei Säulen. Die erste Säule zielt auf unsere klassischen Gewerbekunden ab. Die zweite Säule umfasst unser Freizeitgeschäft, das sich vor allem an Privatkunden richtet. Darunter fallen unsere Life-Produkte, die California-Modelle wie auch unser Multivan. Die dritte  Säule schließlich beinhaltet das Thema „Autonomes Fahren“ und auf dieser Basis die Bereitstellung von Mobilitäts- und Transportdienstleistungen, Mobility und Transport as a Service. Wir haben uns vorgenommen, nicht nur im Bereich des autonomen Fahrens Mobilitätsdienste anzubieten, sondern unser Dienste-Portfolio über alle drei Säulen systematisch auszubauen. Dahinter verbergen sich auf die jeweilige Kundengruppezugeschnittene, fahrzeugnahe Online-Services: Von der Parkplatzsuche über Flottenlösungen, dem digitalen Schlüssel bis hin zur Integration von Zustell-und Liefersystemen unserer Kunden. Zudem für unsere e-Modelle Lade-Informationen, Informationen zum Ladestand, aber auch zum Finden von Ladesäulen.

Und wir gehen noch weiter. Stand bisher der Kauf eines Fahrzeugs im Mittelpunkt unseres Geschäftsmodells, wird es künftig um die Nutzung unserer Mobilitätsangebote und Dienstleistungen in allen Lebensphasen erweitert.

Wir werden Dienste anbieten, die gar nicht direkt mit dem Fahrzeug oder dem Fahren zu tun haben. Das geht bis hin zu der Vermittlung von Stellplätzen auf Campingplätzen, wo wir unseren Kunden im Camper-Bereich ein umfassendes Instrumentarium an Themen anbieten wollen. Wir wollen nicht nur das Fahrzeug verkaufen, sondernden Campingurlaub zu einem echten Erlebnis machen. Beim autonomen Fahren wiederum ist ganz klar das Ziel, Mobilitätsdienstanbieter zu werden. VWN ist im Volkswagen Konzern die Marke, die die Entwicklung des Autonomen Fahrens für „Mobility as a Service“ und „Transport as a Service“ vorantreibt. Wir haben schon mehr als sechs Millionen Fahrgäste mit MOIA in Hamburg befördert und wir erweitern diesen Service mit autonom fahrenden ID. Buzz ab 2025.

DIE AUTOSEITEN: Jetzt haben Sie zu all diesen Produkten, die Sie in Zukunft rund ums Auto anbieten werden, natürlich mit dem mit dem ID. Buzz das ideale E-Modell. Der passt ja hervorragend rein. Gibt es ihn auch in verschiedenen Varianten?

Dr. Krause: Unser ID. Buzz ist zentraler Bestandteil unserer Markenstrategie und das über alle drei Säulen hinweg. Unseren Gewerbekundenbieten wir den direkt auf ihre Bedürfnisse zugeschnittenen ID. Buzz Cargo als Kastenwagen an. Er ist wahlweise mit Heckklappe oder Flügeltüren und als Zweisitzer oder Dreisitzer mit Bank bestellbar. Im Privatkundenbereich gibt es den ID. Buzz aktuell als Fünfsitzer, wobei die hinteren drei Sitze umgelegt werden können und so eine zusätzliche, ebene Ladefläche entsteht. Damit überzeugt nicht nur Design und Technik des ID. Buzz, sondern auch seine Flexibilität. Darüber hinaus befindet sich der autonom fahrende ID. Buzzbereits im Testbetrieb in Hamburg und in München.

DIE AUTOSEITEN: Wo wird der ID. Buzz gebaut?

Dr. Krause: Der ID. Buzz wird in allen Versionen in unserem Werk in Hannover-Stöcken gebaut. Darauf sind wir natürlich stolz. Seit dem T1, seit mehr als 65 Jahren, ist Hannover der Standort für unseren Bulli. Der ID. Buzz ist für uns die logische Fortsetzung dieser Erfolgsgeschichte.

DIE AUTOSEITEN: Der Erfolg des ID. Buzz überschattet nicht die anderen Produktreihen, die Sie haben?  Beispielsweise den Multivan, also den neuenT7, oder den neuen Caddy. Wie kommen die Fahrzeuge beim Kunden an?

Dr. Krause: Wir sind in der glücklichen Lage, dass alle unsere Produktlinien sehr stark nachgefragt werden. Wir haben einen Bestellbestand, der bis weit in das Jahr 2023 hineinreicht, und das betrifft alle Produktlinien. Ja, der ID. Buzz hat sehr viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Das hat aber nichts an der Beliebtheit unserer anderen Produktegeändert. Für mich hängt das mit den sehr vielfältigen Anforderungen unserer Kunden zusammen: Benötigen sie besonders viel Raum, dann landen sie beim Crafter. Wenn es um Campingmobile geht, kommen die Kunden zu unseren California-Modellen. Und auch der Caddy, der Amarok und der neue Multivan haben ihre eigenen Kunden, ihre eigene Fangemeinde. Die vielen Auszeichnungen der Fachpresse für alle unsere Fahrzeuge bestätigen dies eindrucksvoll.

DIE AUTOSEITEN: Der Multivan, der klassische T7 Bus, ist im Grunde das Herz des Unternehmens und ihn gibt es in verschiedenen Motor-Varianten, als Diesel, aber auch als Plug-In-Hybrid. Wie sehen Sie die Zukunft für diese Antriebe?

 Dr. Krause: Unser Ziel ist es, dass in 2030 mehr als 55 Prozentunserer Fahrzeuge elektrisch angetrieben werden. Gleichzeitig gehen wir davon aus, dass wir bis 2035 noch Fahrzeuge mit Verbrennungstechnologie anbieten. Bis dahin ist der Verbrenner also eine notwendige Alternative zur Elektromobilität mit unterschiedlicher Bedeutung je nach Markt und Anwendungsfall. Bei der Entwicklung unserer Fahrzeuge setzen wir auch in Zukunft konsequent auf die Vorteile des jeweiligen Antriebskonzeptes. Dabei stehen immer die Bedürfnisse unserer Kunden im Mittelpunkt. So bietet der New Multivan beispielsweise nicht nur eine überragende Flexibilität im Innenraum, sondern mit den Antriebskonzepten Plug-In-Hybrid, Diesel und Ottomotor auch genau die richtige Lösung für Kunden mit hohen Reichweiteanforderungen.

DIE AUTOSEITEN: Sehen Sie für den Plug-In-Hybriden weiterhin eine Zukunft?

Dr. Krause: Für uns bleibt der Plug-In-Hybrid Teil der Lösung. Wir arbeiten bereits an der nächsten Generation von Plug-In-Hybriden, die eine deutlich höhere elektrische Reichweite und damit ein emissionsfreies Pendeln in und aus der Stadt ermöglichen.

DIE AUTOSEITEN: Der Amarok ist ein Nischenfahrzeug für eine spitze Zielgruppe. Aber dennoch macht er dem Unternehmen viel Spaß….

Dr. Krause: Ja, der Amarok ist natürlich Emotion pur! Wir konnten bereits mit der ersten Generation Geschichte schreiben und ein Benchmark für das Premium-Pick-up-Segment setzen. Und diesen Weg setzen wir mit dem neuen Amarok konsequent fort. Pick-ups vermitteln eine Lebenseinstellung und haben in vielen Regionen ihren festen Platz, um bestimmte Transportaufgaben überhaupt bewältigen zu können. Wenn es um schwere Lasten, unwegsames Gelände und trotzdem großen Fahrkomfort geht – dann kann man sich auf den Amarok einfachverlassen. Für uns ist das ein ganz wichtiges Produkt, weil es viele Märkte auch außerhalb Europas adressiert, und damit ein wichtiger Treiber für unsere Internationalisierung ist. Sie sagen, der Amarok hat eine spitze Positionierung. Ja, ein Pick-up ist sicherlich aus deutscher, europäischer Sichtspeziell, hat aber gerade auch hier auch eine große Fangemeinde, die sehnsüchtig auf den Nachfolger gewartet hat.

DIE AUTOSEITEN: Welche Märkte sind typische Pick-up-Märkte?

Dr. Krause: Die Kernmärkte für unseren neuen Amarok sind Australien, Afrika, insbesondere Südafrika, und der mittlere Osten. Aber auch in der Schweiz, Österreich und Skandinavien gibt es Anforderungen, die eigentlich nur mit einem Pick-up sinnvoll umgesetzt werden können. Denken Sie etwa an die Bergwacht, Lift- oder Forstbetriebe.

DIE AUTOSEITEN: Der neue Volkswagen Amarok ist gemeinsam mit Ford entwickelt worden. Wie war da die Aufgabenverteilung? Wie kann man sich das vorstellen?

Dr. Krause:  Der neue Amarok nutzt die technische Basis des Ford Rangers. Wir haben unsere Anforderungen von Beginn an in den Entwicklungsprozess eingebracht, und das Design ist natürlich 100% Volkswagen. Für die Realisierung des Projektes war es wichtig, Skalenvorteile sowohl beider Entwicklung als bei der Beschaffung und Fertigung zu generieren. Genau das haben wir mit unserem Partner Ford erreicht. Zusammenfassend kann ich festhalten, dass beide Unternehmen profitieren, aber viel wichtiger: Unsere Kunden erhalten ein fantastisches Produkt.

DIE AUTOSEITEN: Der ID. Buzz ist ein sehr spezielles Modell, ist etwas ganz Neues, vollelektrisch. Inwieweit kann so ein Modell eine Marke verändern? Oder ist es vielleicht auch gewollt, dass es eine Veränderung gibt?

Dr. Krause: Für uns ist der ID. Buzz das Synonym für die Transformation von Volkswagen Nutzfahrzeuge. Das ist unser großer Meilenstein in Richtung Elektromobilität. Wir haben den ersten Schritt mit dem E-Crafter gemacht, einen zweiten dann mit dem elektrifizierten T6.1. Mit dem ID. Buzz sind wir in die Großserie eingestiegen und wir verknüpfen damit auch viele Veränderungen in unseren Kernprozessen. Denn den ID. Buzz führen wir in verschiedenen Märkten bereits im sogenannten Agentur-Modell ein, also eine neue Art, diese Fahrzeuge gemeinsam mit dem Handel zu vermarkten. Damit tragen wir den veränderten Kundenerwartungen nach individuellen Angeboten und einemnahtlosen Kauferlebnis zwischen Online- und Offline-Welt Rechnung. Wir bildenden kompletten Verkaufsprozess digital ab. Sie sehen, wir haben sowohl wichtige Innovationen auf der Fahrzeugseite, aber eben auch bei unseren Prozessen. So bleibt unser Unternehmen fit für die Zukunft.

DIE AUTOSEITEN: Wird der ID. Buzz auch als California, also als Campingbus auf den Marktkommen?

Dr. Krause: Wir haben natürlich einige Ideen und erste Überlegungen, wie wir das auch mit dem ID. Buzz umsetzen könnten. Sicher ist: Wir werden unsere California-Geschichte in die E-Mobilität überführen.

DIE AUTOSEITEN: Was wird der Kunde 2023 erwarten? Was erwarten Sie von 2023?                

Dr. Krause: Mit unserer nahezu rundum erneuerten Modellpallettesind wir sehr gut aufgestellt. Allen voran natürlich mit dem ID. Buzz, aber auch mit dem neuen Amarok, der in Deutschland bereits im Vorverkauf gestartet ist. Eine erste große Erweiterung beim ID. Buzz stellen wir bereits dieses Jahr vor: Mit der Version mit langem Radstand und bis zu sieben Sitzen schaffen wir die Voraussetzung für die Rückkehr des Bullis auf den nordamerikanischen Markt. Die Flexibilität im Innenraum steigt und zusätzliche Features, wie ein elektrisch verdunkelbares Glasdach über die komplette Fahrzeuglänge, werden unsere Kunden begeistern. Das sind für uns nochmal wichtige Schritte, um das Produkt-Programm des ID. Buzz zu vervollständigen.

DIE AUTOSEITEN: Und Sie haben2023 eine ganz spezielle Veranstaltung für alle Bus-Fans?

Dr. Krause: Genau, wir veranstalten das große VW Bus Festival vom 23. bis zum 25 Juni in Hannover. Wir erwarten rund 6.000 VW Busse und mehr als 60.000 Bulli-Fans aus aller Welt. Das Feedback ist überwältigend und beiden Camping-Tickets sind wir nahezu ausverkauft. Alle VW Bus Generationenwerden natürlich auf dem Messegelände dabei sein: vom T1 bis hin zum neuen Multivan und ID. Buzz. Ich bin einfach überwältigt und wir bei VWN freuen uns auf ein großes, friedliches Fest, mit tollen Autos, Menschen und Geschichtenrund um ein Fahrzeug, das Generationen mobilisiert hat.